Pädagogisches Konzept

Anlässlich des 60-Jahr-Jubiliäums entstand unter dem Motto Leben und Lernen am Heilpädagogischen Zentrum der Portraitfilm von Dominic Tinner.

Ausgangspunkt waren folgende Leitfragen:

  • Welche Visionen, Haltungen und Werte prägen unsere Arbeit?
  • Mit welchen Arbeitsfeldern, mit welcher Didaktik und Methodik, mit welchen Rahmenbedingungen nähern wir uns den Visionen an?
  • Was zeichnet uns im Vergleich zur Regelschule aus?

In sechs Themenfeldern haben wir Schwerpunkte gelegt, die unsere pädagogische Arbeit umschreiben.

Den Menschen ganzheitlich sehen

Einen respektvollen Umgang mit Menschen betrachten wir als Basis des Zusammenlebens. Wir stärken die Stärken der Kinder und Jugendlichen. Wir schätzen die Vielfalt, pflegen sie bewusst und fördern sie in allen relevanten Lebensbereichen. Individuelle Förderung und Zielsetzungen sind die Regel und selbstverständlich.

Selbstwirksamkeit erleben

Wir sind überzeugt, dass Handlung Wirkung erzeugt. Sich selber wirksam zu erleben, fördert die Eigenständigkeit und das Selbstvertrauen. Viele kleine Erfolgserlebnisse führen dazu und vermitteln das Gefühl «Ich schaffe das». Kinder trauen sich eine künftige Aufgabe wieder zu. Selbstwirksamkeit stärkt die Frustrationstoleranz, wenn es einmal nicht klappt. Wir sind stolz darauf, wenn Kinder und Jugendliche Eigenständigkeit erwerben und lassen diese zu. Teilnehmen und teilhaben sind wichtig, um sich in der Gesellschaft zugehörig zu fühlen. Dazu nehmen wir Gelegenheiten wahr, dass Kinder und Jugendliche sich im Sozialraum bewegen. Wir fördern die Entwicklung realistischer Zukunftsperspektiven. Anforderungen im Berufsleben wie Umgangsformen, Anpassungsfähigkeit, Teamfähigkeit und Kommunikation werden gezielt aufgebaut und erlernt.

Sozialkompetenz erwerben

In der Tagesschule und auf der Wohngruppe gibt es viele Gelegenheiten, sich persönlich und in der Gruppe zu bewegen, Verhaltensweisen zu entwickeln, sich mit Gleichaltrigen auseinanderzusetzen, mit anderen zusammenzuarbeiten und zu kooperieren. Es können Freundschaften aufgebaut und gepflegt, Konflikte gelöst und bearbeitet, gegenseitiger Respekt gelernt und Lösungen für Probleme gesucht werden.
Gemeinschaftserlebnisse wie die Klassenlager, das Skilager, klassenübergreifende Projektwochen, Aufführungen, gemeinsames Singen sind ebenfalls von grosser Bedeutung und stärken das Zusammengehörigkeitsgefühl.

Die Persönlichkeit entwickeln

Wir erkennen Potenzial in allen Menschen und schöpfen Möglichkeiten aus, dieses sichtbar zu machen. Wir orientieren uns an den Entwicklungsbereichen (kognitiv, sozial, sprachlich, mathematisch, motorisch, gestalterisch) und fördern den Erwerb von Kompetenzen in jedem Entwicklungsbereich. Im Spannungsfeld von Schutz und Herausforderung suchen wir ein tragbares Gleichgewicht: Einerseits ist uns wichtig, für die Kinder und Jugendlichen einen sicheren Ort zu bieten. Andererseits sind Herausforderungen Lernfelder, die Menschen weiterbringen.

Methodik und Didaktik differenzieren

Bisher besteht kein deutschschweizer Lehrplan für die Sonderschulen kognitiv beeinträchtigter Kinder. Deshalb gibt es individuelle Förderplanungen für alle Schülerinnen und Schüler.
Das heisst aber nicht, dass die Lernziele beliebig sind. Wir beziehen uns diagnostisch auf das Erfassungsmodell ICF. Der neue Lehrplan Volksschule Thurgau, sonderpädagogische Lehrpläne aus dem deutschen Sprachraum, bewährte Lehrmittel, Erfahrung und Austausch mit Fachpersonen reichern unsere Arbeitsweise an. Daraus entsteht die individuelle Förderplanung.
Besondere Schwerpunkte sind die Schulung der Wahrnehmung, der kontinuierliche und systematische Aufbau von kognitiven Fächern, die gezielte Reduktion auf Wesentliches, ein handlungsorientierter Unterricht mit begreifen, erleben, handeln und gestalten.
Hilfreiche Instrumente sind neue Medien und die unterstützte Kommunikation.

Gemeinsam interdisziplinär gestalten

Gut ausgebildete Fachpersonen bilden die Basis für gewinnbringenden Austausch. Fachwissen wird geteilt und zugunsten der heilpädagogischen Förderung eingesetzt. Regelmässige Reflexion gehört ebenfalls zum Arbeitsalltag und hilft, professionell zu handeln. Die Förderplanung basiert auf gemeinsamen Standards und bezieht die Erziehungsberechtigten sowie die Kinder und Jugendlichen mit ein. Eine gute Vernetzung mit unterschiedlichen Fachstellen unterstützt uns in unserem Auftrag.